Sagen wir es einfach, wie es ist: Unsere Nacht hätte besser laufen können. Kurz nachdem wir uns schlafen gelegt haben, hat es angefangen zu regnen. Leider hatten wir das Zelt nicht sonderlich stark abgespannt, sodass sich in der Nacht die Außenplane auf das Innenzelt gelegt hat und es fröhlich in unser Zelt getropft ist. Nachspannen hat zwar den gewünschten Effekt gehabt, die Erholung der Nacht jedoch ordentlich gemindert. Eigentlich hätte uns dann klar sein müssen, dass sich Fortuna kurzfristig auf andere Leute konzentriert.
Am Morgen machen wir uns Frühstück mit Kaffee und Müsli. Die mitgenommenen Bohnen vom Supremo, die uns über die meisten Tage gerettet haben, haben Feuchtigkeit gezogen und der Kaffee schmeckt muffig, sie wandern in den Müll… Zu allem Überfluss fängt es beim Abbauen des Zeltes auch noch an leicht zu regnen. Wir starten unsere Tour also mit Regenhose und Jacke.
Auf nach Lienz
Zu Beginn der Tour bekommen wir nur wenige Tropfen ab und ziehen nach 10 Kilometern die Regenhosen wieder aus. Der tiefe Taleinschnitt und die mäßige Witterung verhindern meist die Sicht auf die schönen Berge der Lienzer Dolomiten. Also begnügen wir uns mit der neben uns fließenden Drau, welche zunächst nur als etwas breiterer Bach neben uns her fließt.
Die 120 Höhenmeter Anstieg sind ein Witz im Vergleich zu dem, was wir sonst zu bewältigen hatten. Selbst in Münster machen wir mehr. Die 600 Höhenmeter bergab bis Lienz bringen uns schnell voran. Die ersten 15 Kilometer des Weges werden gerade saniert, sodass wir hier eine geschotterte Umleitung auf der anderen Seite der Drau fahren müssen.
In Lienz
In Lienz schauen wir uns die Altstadt nur kurz an. Eigentlich ganz nett gelegen, jedoch sehr eng und voll. Und da sich das Tal kurz vor Lienz breit geöffnet hat, ist die Stadt in das flache Tal gebaut. Uns gefallen die vielen kleinen Bergdörfer mit ihren sich den Berg hinaufschlängelnden Gassen deutlich besser. Jedoch rettet das nett an der Isel gelegene Café Mocafé die Ehre des österreichischen Kaffees. Wir nehmen direkt ein viertel Kilo Kaffeebohnen mit und sind wieder versorgt.
Weiter nach Dellach
Am frühen Nachmittag lichten sich die Wolken zum Glück wieder ein wenig und wir können die hoch aufragenden 3000er der Lienzer Dolomiten wenigstens noch etwas genießen.
20 Kilometer vor dem Ziel müssen wir uns von den schön asphaltierten Radwegen direkt an der Drau entlang verabschieden. Wir haben Kärnten erreicht. Hier stehen zwar brav überall die netten Schilder mit dem Hinweis Europäischer Radweg Eurovelo 7, die Nähe zum Fluss oder gar Asphalt hat man mit den Fördergeldern der EU aber scheinbar nicht bezahlen wollen. Wirklich sehr schade, denn der Zustand der Radwege hier hat sich scheinbar herumgesprochen. Seit Lienz begegnen wir kaum noch Radfahrern und überholen mussten wir so gut wie niemanden. Das sah in Tirol noch ganz anders aus.
Wie hat es der Eisverkäufer in Südtirol noch gesagt? „Den Radweg hat die EU bezahlt, es musste nur von den Gemeinden in die Hand genommen werden. Aber sind wir mal ehrlich, mit der Lage bezahlt sich ein guter Radweg von alleine!“ Gleiches würde wohl auch für Kärnten gelten, denn schön ist es hier allemal. Hoffentlich wird es auf dem Weg zum Millstätter See morgen besser.
Angekommen auf dem Campingplatz am Waldbad sind wir sehr überrascht. Wir haben eine Perle von Campingplatz aufgetan, mit extra günstigem Radlertarif und freiem Eintritt zum kleinen aber feinen Erlebnisbad. Hier werden wir es gut aushalten können.
Leider fängt es eine Stunde nach unserer Ankunft, Christian hat das Bad schon getestet und für gut befunden, an zu Regnen. So wie es aussieht bleibt es die Nacht über so, morgen sieht es zum Glück schon wieder deutlich besser aus. Wir haben das Zelt mit zusätzlichen Seilen abgespannt und es so hoffentlich Regendicht bekommen. Wir werden morgen berichten.






