Heute lassen wir den Tag gemütlich angehen. Wir frühstücken ausgiebig und Phillip erkundigt sich bei unserem belgischen Zeltnachbarn noch einmal kurz über die Wegbeschaffenheiten. Anschließend packen wir zusammen und verstauen alles wieder in den Rucksäcken.

Das Wetter heute ist uns wohlgesonnen. Die Sonne scheint und es ist für Nordisland angenehm warm. Wir entscheiden uns für kurze Hose und T-Shirt. Die erste halbe Stunde folgen wir einem Feldweg. Das GPS-Gerät rät uns nach rechts vom Weg abzubiegen, aber es ist kein Weg zu erkennen. Also querfeldein in die Richtung, die unsere Route vorgibt.

Nach einigen Höhenmetern erkennt man rückblickend doch noch den Weg. Er hätte 200 Meter weiter vom Feldweg abgezweigt. Sorry Island — Wegmarkierungen sind hier echte Mangelware.

Nachdem wir uns etliche Höhenmeter steil den Berg empor gequält haben, erreichen wir wieder ein felsiges Plateu. Der Weg soll nach rechts verlaufen und mitten durch ein großes, steiles Schneefeld gehen. Wir entscheiden uns dafür das Schneefeld links zu umgehen. Wir scheinen nicht die erst gewesen zu sein.

Oben angekommen eröffnet sich uns ein felsiges Hochplateau. Hier weisen wieder die Steinhaufen den Weg. Wir gönnen uns eine kleine Pause. Die Sonne brennt unermüdlich vom Himmel. Es ist ziemlich heiß. Die Wahl der kurzen Klamotten war sehr gut.
Am Ende des Hochplateaus befindet sich ein kleiner See der von einem Bach gespeist wird. Perfekt um die Wasservorräte, die schon zur Neige gehen, wieder aufzufüllen. Die letzten Höhenmeter sind auch schon in Sicht. Nur noch 3 Schneefelder und ca. 80 Höhenmeter und wir sind auf dem höchsten Punkt der Tour angekommen.

Möchtet ihr raten, was uns oben erwartet…? Richtig — es ist wieder ein Hochplateu mit vielen Feslsbrocken. Am Ende des Plateaus führt der Weg ziemlich steil über Felsen und loses Geröll bergab. Immerhin ist der Pfad sehr gut zu erkennen. Auf einer kleinen Ebene machen wir noch einmal Rast, um Kräfte zu tanken. Das Tal ist schon in Sicht.

Der Ausblick hier oben ist einfach atemberaubend. Man kann in die kleine Bucht sehen, in die der Fluss mündet, und hinter den Bergen zeigt sich der arktische Ozean. Gerahmt wird das alles vom strahlend blauen Himmel.
Wir gehen weiter ins Tal. Es wird wieder grüner und ein kleiner Bach fließt direkt neben dem Weg ins Tal. Das Gelände wird aber leider auch unübersichtlicher. Unter den Moosen verstecken sich Felsen, oder Kanten. Ich bin mit dem Genießen der Aussicht beschäftigt, und schon passiert es. Ich übersehe eine Kante und Knicke um. Halb so wild, laufen geht noch.

Damit wir nicht den 500 Meter breiten Fluss queren müssen, planen wir unseren Weg um. Wir bleiben diesseits des Sees und wandern zum Campingplatz Glúmsstaðir. Der Weg ist leider nicht als solcher zu erkennen und führt uns durch sumpfig-feuchtes Marschland. Zwischenzeitlich können wir uns nur mit Hilfe der GPS-Route noch orientieren. Auf knapp 2/3 des Wegs treffen wir auf eine Wanderin, die nach Látrar wandert. Sie macht uns wenig Hoffnung, der Weg bleibt, wie er ist, nass und matschig.

Angekommen am Campingplatz ziehen wir Bilanz. Nasse und matschige Schuhe, Matsch bis hoch zu den Knien, ein aufgeschürftes Schienbein. Die letzten Kilometer haben uns einiges abverlangt. Dafür sind wir die einzigen auf dem Zeltplatz. Wir werden belohnt, mit einer atemberaubenden Aussicht, und einer Stippvisite eines Polarfuchses.

Da sich der umgeknickte Fuß nun doch bemerkbar macht, entscheiden wir uns, einen Tag lang hier zu pausieren. Ibuprofen und Voltaren aus der mitgeführten, gut ausgestatteten Reiseapotheke werden es hoffentlich richten.



Wunderbar, wie Ihr das macht ! Weiter schöne Tage ! Viele Grüße WuM
Wow grüne Wiesen und blauer Himmel, das sieht richtig toll aus dort. Alles Gute weiterhin. LG Björn
Schön, wieder was von Euch zu hören. Den Spannungsbogen vom Mitfreuen über Eure tollen Eindrücke nun noch um das Mitleiden angesichts des Missgeschicks zu erweitern, wäre nicht nötig gewesen😉 Und nichts in der Nähe, aus dem sich annäherungsweise ein Wanderstock schnitzen ließe🤔. Gute Besserung und Linderung bei hoffentlich kulinarischem Ausgleich vom Chefkoch, wünscht Frank