Vielleicht habt ihr die Nachrichten ja verfolgt. Das Wetter im Kreis Rosenheim war zum abgewöhnen. In der Nacht sind wir immer wieder aufgewacht und haben besorgt auf den Boden um uns herum geschaut. Die Fläche, auf der wir gestanden haben, war leider nicht ganz optimal für diese Witterung. Eine leichte Senke ohne Gras. Die Tropfen fallen also schon auf den harten Sandboden und springen von dort gegen die Innenwand unseres Zeltes. Und auch die Beschichtung des Bodens hat leider die besten Tage hinter sich. Das Ergebnis sieht dann so aus:

Da steht man doch gerne auf und gönnt sich beim örtlichen Bäcker erstmal ein Frühstück. Auf dem Weg dahin begegnen wir am Ortseingang dem THW, das den Verkehr wegen Überflutung umleitet. Aus dem Internet erfahren wir, dass ein Zeltlager ca. 20 Kilometer entfernt evakuiert werden musste und die A8 ist wegen Überflutung gesperrt. Wir schmieden also den Plan mit der Bahn zumindest bis Rosenheim zu fahren, doch der Zugverkehr ist ebenfalls unwetterbedingt eingestellt. Also zurück zum Zeltplatz und erstmal abwarten, bis es weniger regnet.

In dem Radlunterstand treffen wir auf zwei Studentinnen, die sich häuslich eingerichtet haben und ebenfalls frühstücken. Sie laden uns auf ein paar Partien Rommé ein. Christian hat natürlich Anfängerglück und gewinnt die erste Partie. Wir unterhalten uns sehr nett mit den Beiden. Gerade diese schönen zufälligen Begegnungen sind es, die den Urlaub zu etwas ganz besonderem machen.

Wir brechen auf

Gegen 12 Uhr lässt der Regen endlich nach und wir bauen das Zelt ab. Wir können sowohl das Innen- als auch das Außenzelt nur außen an der Tasche befestigen, da beide völlig nass sind. Der Zug würde wieder fahren, aber wir entscheiden uns für das Rad. Wir wollen Freunde in Rosenheim treffen. Vielleicht haben es einige schon gelesen, Frank will sich unbedingt noch Kuchen dazu verdienen. Sein Tipp diesmal, der Happinger Hof im Süden Rosenheims.

Auf dem Weg dahin kommen wir erneut an den Innauen vorbei. Ihr könnt es euch vielleicht denken, nach dem ergiebigen Dauerregen der Stufe 2 (mehr als 50 Liter pro Quadratmeter in 12 Stunden), führt der Inn ordentlich Wasser und drückt dieses in die Auen, die als Überflutungsgebiet dienen. Gestern war hier noch ein Sportplatz, heute kann man die Tore nur noch zum Wasserball benutzen:

Die überfluteten Innauen.

Wir kommen am Happinger Hof an, auf dem Weg dorthin hat uns der Regen nur mäßig getroffen, sodass die Regenkleidung nicht getrocknet werden muss. Unsere Freunde sind schon angekommen und haben ihre Käse und Wurst Brettl schon verspeist. Ich bestelle Käsespätzle, die wirklich sehr gut sind und Christian nimmt den Kaiserschmarrn, gut, aber nicht der beste auf der Reise.

Kaiserschmarrn im Happinger Hof.

Weiter nach Feldkirchen

Wir fahren weiter Richtung Feldkirchen. Der Regen hat gänzlich aufgehört und wir folgen dem Lauf der Mangfall. Diese ist ordentlich über ihre Ufer getreten und zu einem reißenden Strom angeschwollen. Das unebene Flussbett türmt die Wassermassen immer wieder Meterhoch auf, sodass sich ein selten gebotenes Schauspiel ergibt:

Für uns wird der Weg etwas anstrengend, da wir immer wieder Umleitungen wegen gesperrter Brückenunterführungen nehmen müssen. Diese sind natürlich nicht ausgeschildert, sondern der Weg ist nur mit einer Warnbarke gesperrt. Ein wenig Weltuntergangsstimmung kommt dann schon auf. Man macht sich scheinbar sorgen, dass der Scheitelpunkt des Hochwassers noch nicht erreicht ist und hat vorsichtshalber Spundwände an kritischen Orten platziert. Ohnehin scheint der Lauf des Flusses ziemlich gut gesichert zu sein. Wir sehen auch häufig fest installierten Hochwasserschutz.

Einmal erreichen wir eine Brückenunterführung, die nicht abgesperrt aber dennoch überflutet ist. Leider gibt es in unmittelbarer Nähe keine Ausweichroute, sodass wir einen Zeitpunkt abwarten, an dem die Wellen einmal nicht gegen die Betonmauer der Brücke schlagen und sprinten durch die kurze Lücke. Wir kommen zum Glück trocken auf die andere Seite, Abenteuerurlaub.

Immer wieder kurze Lücken im Wasser, wir nutzen unsere Chance.

In Bruckmühl entscheiden wir uns dann dem Lauf der Mangfall nicht weiter zu folgen und eine sicherere Route zu nehmen. Nach gut 40 Kilometern kommen wir um 17:30 endlich an unserem Ziel an ein Airbnb Zimmer in Feldkirchen Westerham.

Wir sind hier bei Johanna und Sibylle in einem schönen kleinen Zimmer untergekommen, weil wir nicht noch 500 zusätzliche Höhenmeter in Kauf nehmen wollten, um am Seehammer See auf einem Campingplatz zu nächtigen. Im Nachhinein hat sich diese Entscheidung als goldrichtig erwiesen. Wir breiten uns mit den nassen Sachen auf der Terrasse der Beiden aus und können alles nach einigen Stunden wieder trocken einpacken. Zimmer und Bad sind gerade erst renoviert worden, sodass wir uns eine heiße Dusche ohne Münzeinwurf gönnen können. Zum Abendessen kochen wir uns mit dem Kocher Rote Linsen-Kokos-Suppe, die es eigentlich schon gestern hätte geben sollen.

Im Laufe des Abends lernen wir unsere Gastgeber näher kennen, trinken gemeinsam etwas und unterhalten uns gut 2 Stunden mit einander, ohne zu bemerken wie spät es geworden ist. Deshalb kommt dieser Bericht auch deutlich später als sonst. Morgen schicken wir euch auch ein Bild von der Netten Aussicht auf der Terrasse, dafür war es dann jetzt doch zu dunkel.

2 Kommentare

  1. Wow, das war wieder eine sehr eindrucksvolle Tagestour. Schade, das euch der Regen so lange begleitet hat. Dafür ist es schön zu lesen, das ihr so viele andere glückliche Erlebnisse habt.😊
    Freuen uns auf die nächsten Berichte.
    Liebe Grüße Adrian und Mirko

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